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Schelztor-Gymnasium
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Scheffelpreisrede 2020

Diese Rede wurde von Julian Schütze in Zusammenhang mit der Ausgabe der Abiturzeugnisse an den Abijahrgang 2020 am 21. Juli 2020 gehalten.

Sehr geehrter Herr Leihenseder, sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern und Mitschüler:

,,Eure Mathekenntnisse sind wie die Baustelle da draußen…"

Dieses Zitat ist eine Lehrereinschätzung unserer Mathekünste. Nun ja. Im Gegensatz zu der Baustelle da draußen sind wir allerdings mit unserem Mathe-Abi fertig geworden, was man von der Baustelle jetzt nicht unbedingt behaupten kann [Anmerkung der Redaktion: bei der Baustelle handelte es sich um die Umgestaltung des Schulhofs und Pausenbereichs. Diese ist mittlerweile auch abgeschlossen ;-)]. Unser Gelerntes ist aber tatsächlich wie eine riesige Baustelle, an der Tag für Tag gearbeitet wird. Zwar ist der Großteil der errichteten Gebäude direkt nach der geschriebenen Arbeit wieder gnadenlos eingestürzt, dennoch bleibt ein großes stabiles Fundament erhalten. Auch wenn wir den großen Teil der Dinge wieder vergessen haben, lernt man doch unbewusst unglaublich viel, was wir gar nicht bewusst bemerken. Man lernt etwa gewisse methodische Vorgehensweisen und logisches Denken. Man lernt zu diskutieren und andere Meinungen zu akzeptieren. Man lernt allgemeine Fähigkeiten wie Teamarbeit, Präsentationen vorzubereiten und natürlich auch, dass man nicht alles auf den letzten Tag verschieben sollte.

Diese Baustelle hat jeder unterschiedlich bearbeitet. Jeder ist an diese Sachen anders herangegangen, hat anders gelernt und hat andere Schwerpunkte gesetzt. Für manche war das Wissen, heute 2 Stunden Mathe zu haben, gleichzusetzen mit den körperlichen und seelischen Qualen, die Harry Haller aus dem „Steppenwolf“ so durchlebt. Für andere wiederum war es wie die Glückseligkeit, die Anselmus aus dem „Goldnen Topf“ im Anblick von Serpentina empfindet. Für manche war die Schule ein Spaziergang, für andere war es ein Kampf, den man einfach nur überleben musste.

In Bezug auf den Schulabschluss wohnen doch eigentlich in der Brust eines jeden von uns zwei Seelen, wie Faust von sich selbst zu sagen pflegt. Die eine Seite, die traurig ist, dass es vorbei ist, die andere Seite, die sich auf die Ungebundenheit und Freiheit der Zukunft freut. Die eine Seite, die hier im Schelztor-Gymnasium ein Zuhause gefunden hat, die andere Seite, die sich von den schulischen Gewohnheiten lösen möchte.

Es ist 8 Jahre her, dass wir als kleine, unwissende Knilche das erste Mal diese Schule betreten haben und völlig orientierungslos unseren Klassenraum gesucht haben. Es ist 8 Jahre her, dass wir voller Inbrunst "I´m Prunella the poltergeist" gesungen haben. Es ist 8 Jahre her, dass wir unsere ersten richtigen Arbeiten in diesem Gebäude geschrieben haben und dass wir zum ersten Mal das vorzügliche Mensaessen genießen durften.

In diesen 8 Jahren ist unser Jahrgang auf die Hälfte geschrumpft. Wir hatten Schullandheime, Klassenfahrten, Schüler-Austausche und Projekte wie Schule als Staat. 8 Jahre lang haben wir uns Tag für Tag aus dem Bett gequält und sind hier stets auf die Minute pünktlich erschienen. 8 Jahre lang haben wir nicht nur unsere Mitschüler und Lehrer besser kennengelernt, sondern auch uns selbst. 8 Jahre lang haben wir neue Werkzeuge und Materialien für unsere Baustellen gesammelt und haben auf diesen Tag, hier und heute, hingearbeitet!

Früher hat man manchmal gedacht, dass die Lehrer die ultimativen Endgegner der Galaxis seien, und, dass es größte Priorität hätte, möglichst viel Unruhe zu stiften. Aber mit der Zeit hat man (in den meisten Fällen) dann doch gemerkt, dass die Lehrer (in den meisten Fällen) doch eigentlich nur das Beste für einen wollen. Es gab Stunden, die wirklich interessant, spannend und inspirierend waren, aber selbstverständlich auch solche, die wirklich alle erdenkliche Kraft und Anstrengung erfordert haben, um nicht einzuschlafen. Aber selbst in Momenten, in denen man sich nichts sehnlicher gewünscht hat als sich in sein Bett teleportieren zu können, wurde uns knallhart Widerstandsfähigkeit und Geduld gelehrt. Nein, aber jetzt mal wirklich, liebe Lehrerinnen und Lehrer, vielen Dank für ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft und ich denke, ich spreche im Namen aller hier versammelten, wenn ich sage, dass man auch über den Unterrichtsstoff hinaus Vieles mitgenommen hat. Sie waren die Architekten unserer individuellen Baustellen! Insbesondere danke ich meinem Deutschlehrer, Herrn Oechsler. Sie haben uns nicht nur gezeigt, welche Bedeutung und Vielschichtigkeit die deutsche Sprache haben kann, sondern haben uns auch durch Unterrichtsdiskussionen gezeigt, wie alltagsnah die Themen der zu behandelnden Werke sind. Außerdem war es eine Ehre an der sagenumwobenen Oechsler-Skala und dem legendären Oechsler-Quiz teilzunehmen.

Darüber hinaus möchte ich mich im Namen aller Schüler bei den Eltern bedanken, die uns nicht nur mit einem Dach überm Kopf und Essen auf dem Teller versorgt haben, sondern uns auch in Zeiten der Pubertät stets ausgehalten haben und immer geliebt haben.

Ich möchte mich auch bedanken, bei denjenigen, die sich immer für unsere Stufe eingesetzt haben und Verantwortung übernommen haben in organisatorischen Fragen, denn, man kann es nicht anders sagen, aber der Großteil der Stufe, inklusive mir, hat jetzt nicht gerade das aller größte Engagement bewiesen, was diese Dinge betrifft. Deswegen umso größeren Dank und Respekt an diejenigen, die immer wieder versucht haben, diesen lahmen Haufen voller fauler Säcke irgendwie zu motivieren.

Ich weiß nicht, wo es jetzt für mich hingeht und ich denke, ich bin nicht der Einzige, der gerade ziemlich unsicher ist, was die Zukunft so bringt. Abschließend kann ich nur sagen: Macht was aus eurem Leben, genießt euer Leben! Macht Fehler und fallt auf die Schnauze, aber steht dann auch wieder auf und lernt was draus! Legt viel Wert auf die Dinge und Menschen, die euch glücklich machen. Investiert viel Zeit in die Dinge und Menschen, die euch wichtig sind. Und findet vor allem heraus, was diese Dinge und wer diese Menschen sind. Baut an eurer Baustelle weiter! Ich danke euch allen und ich bin stolz auf uns!